Nähen

Richtig zuschneiden

Damit sich das Ergebnis auch sehen lassen kann!

Was Ihr braucht

Näh-Zubehör:

Das wichtigste Werkzeug beim Zuschnitt ist natürlich eine vernünftige Schneiderschere. Sie sollte etwas abgeschrägt sein, damit sie den Stoff beim Schneiden nicht allzu sehr anhebt. Ebenso muss sie scharf sein, um feine und gerade Schnitte zu erlangen. Bitte tut Euch den Gefallen und schneidet ausschließlich Stoff mit dieser Schere, denn Papier, Pappe und auch Wachstuch machen Eure Schere stumpf. Die Schneiderschere sollte auch in der Spitze noch gut schneiden, damit Ihr ggf. Knipse und andere kleine Einschnitte damit machen könnt.

Wozu brauche ich was?

Die Schneiderkreide und ein Handmaß braucht Ihr zum Anzeichnen der Nahtzugaben, ein Maßband zum Ausrichten des Fadenlaufs und natürlich Stecknadeln oder Clips zum Befestigen der Schnittteile auf dem Stoff.

Ebenso solltet Ihr Euch den Lageplan, der in der Anleitung abgebildet ist, zur Hand nehmen, denn hier ist eingezeichnet, welche Teile Ihr wie auf den Stoff platzieren müsst.

Den Stoff solltet Ihr idealerweise vorwaschen, um ein späteres Einlaufen zu vermeiden. Stoffe, die leicht ausfransen, könnt Ihr vor dem Waschen noch versäubern. Das macht Ihr entweder mit der Overlock oder mit dem ganz normalen Zickzack-Stich. Schaut Euch dazu doch einfach mein Video zum Thema „Versäubern“ an.

Die Schnittteile müssen selbstverständlich auch vorbereitet sein.

Bitte achtet beim Ausdrucken des Schnittmusters darauf, dass Ihr in den Drucker-Einstellungen auf „Tatsächliche Größe“ stellt! Zur Sicherheit findet Ihr auf jedem Schnittmuster von Kashai ein Kontroll-Kästchen, damit Ihr nachmessen könnt, ob der Ausdruck stimmt.

Ihr habt auch schon den Schnitt in DIN A4 ausgedruckt…

…aber wie wird das Schnittmuster zusammengeklebt?

Das Schnittmusterbild ist, wie Ihr auf dem Bild sehen könnt, in ein DIN A4-Raster unterteilt. Auf den ausgedruckten Seiten von Kashai stehen unten links immer die Reihen-und Spaltenzahlen.

Rasterbild vom Schnittmuster Tanni

Zuerst nehmt Ihr Euch die erste Reihe vor und schneidet jeweils den Rand der anzuklebenden Seite ab (1.Reihe/2.Spalte). Wichtig dabei ist, dass Ihr genau an den Passzeichen und Schnittmusterlinien entlang schneidet. Wenn es dazwischen ein bisschen krumm wird, ist das nicht so schlimm, aber die Linien und Zeichen müssen genau abgeschnitten werden. Wer sich das noch nicht zutraut, der kann vorher eine Linie mit einem Lineal einzeichnen. So macht Ihr in der ersten Reihe weiter, bis eine neue Reihe beginnt.

Auch diese klebt Ihr, wie zuvor beschrieben, aneinander.

Sind alle Reihen fertig, werden auch diese am oberen Rand (ab der 2.Reihe!) beschnitten und nach und nach aneinandergeklebt. 

Wenn das Schnittmuster vollständig ist, könnt Ihr entweder die gewünschte Größe herausschneiden oder herauskopieren.

Schnittteile herauskopieren

Was Ihr braucht

Wie es geht

Zum Herauskopieren legt Ihr entweder Folie oder dünnes Schnittpapier auf den Schnittmusterbogen und zeichnet alle Linien, Markierungen und Beschriftungen nach. Bei der Folie ist natürlich eine Folienstift (permanent) nötig, beim Seidenpapier genügt ein Bleistift.

Ihr habt noch etwas Zeit und müsst vielleicht sowieso erst noch Stoff und Zutaten besorgen? Für diesen Fall gibt es einen sogenannten Plott-Service. Dort könnt Ihr Euch die Schnittmuster bequem in DIN A0 ausplotten und zuschicken lassen. Bei Kashai bekommt Ihr die Schnittmuster auch in DIN A0 zugeschickt, sofern es sich um eine größere Menge an Schnittteilen handelt und sich somit ein Ausplotten auch lohnt.

Der Zuschnitt

Auf dem schon erwähnten Lageplan könnt Ihr erkennen, wie der Stoff liegen muss. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten.

  1. Es wird „offen“ zugeschnitten
  2. Der Stoff liegt im Bruch
  3. Der Stoff liegt an zwei Seiten im Bruch (Diese Variante setzt allerdings voraus, dass der Stoff breit genug ist. Sollte er zu schmal sein, dann empfiehlt sich die 2.Variante, bei der man dann aber ggf. mehr Stoff in der Länge benötigt.)

Schaut Euch hierzu bitte die folgenden Bilder an.

Der Schnitt wird auf die linke Stoffseite gelegt, d.h. es wird auch immer auf der linken Stoffseite die Nahtzugabe angezeichnet. Also liegt die rechte Seite des Stoffes, der im Bruch liegt, immer innen!

Aber was ist die linke und was die rechte Stoffseite?

Als rechte Stoffseite wird die schönere Seite des Stoffes bezeichnet, die linke Stoffseite als die weniger schöne.

Wie man das erkennen kann, erkläre ich Euch an verschiedenen Beispielen:

Bei einer bedruckten Baumwolle ist es meist recht einfach zu erkennen, denn auf der rechten Seite sind die Farben deutlicher und klarer zu erkennen, als auf der linken Seite.

Bei unifarbigen Jersey-Stoffen ist es schon etwas schwieriger die Seiten zu unterscheiden. Hierbei kann es helfen, wenn Ihr schon einmal gestrickt habt, denn Jersey ist ein Strickstoff. Ich habe für Euch ein grobes Strickbeispiel vorbereitet, an dem Ihr gut erkennen könnt, was die rechte und was die linke Stoffseite ist. Die rechte Seite besteht aus vielen Vs oder Haken und die linke Seiten aus vielen Wellen.

Zieht Ihr den Jersey-Stoff ein bisschen auseinander, dann könnt Ihr es besser erkennen. Hierbei kann auch mal eine Lupe hilfreich sein.

rechte Stoffseite
linke Stoffseite

Fadenlauf und Webkante

Wenn Ihr nun die Schnittteile, laut Lageplan, auf den Stoff legt, dann müsst Ihr dabei unbedingt den Fadenlauf beachten! Er ist durch eine Linie im Schnittteil gekennzeichnet oder befindet sich genau auf der Bruchkante. Der eingezeichnete Fadenlauf auf dem  Schnittteil wird immer nach dem Fadenlauf  im Stoff ausgerichtet und dieser verläuft immer parallel zur sogenannten Webkante.

Die Webkanten verlaufen rechts und links entlang der Stoffbahn. Ihr Erscheinungsbild richtet sich nach der Art des Stoffes. Die Webkanten eines gewebten Stoffes erkennt man oft daran, dass sie etwas fester sind als der restliche Stoff und daran, dass sie auch anders aussehen. Oft befinden sich auch kleine Löcher in den Webkanten. Die Löcher kommen vom Aufspannen des Stoffes nach dem Weben oder Stricken, wenn sie die Qualitätskontrolle durchlaufen.

Webkante mit Löchern

Noch einfacher zu erkennen sind weiße Webkanten, die oft noch den Namen des Herstellers oder Designers aufgedruckt haben. Dies ist meistens bei bedruckten Stoffen der Fall.

Webkante mit weißem Rand und Infos vom Hersteller
Feinstrick mit Kleberand

Wenn Ihr jetzt also wisst, was eine Webkante ist, dann könnt Ihr den Fadenlauf parallel dazu mit Hilfe eines Maßbandes ausrichten.

Fadenlauf ausrichten mit dem Maßband

Solltet Ihr Stoffreste für den Zuschnitt verwenden, an denen keine Webkanten mehr vorhanden sind, kann nur die Struktur des Stoffes Aufschluss über den Fadenlauf geben.

Achtet bitte auch darauf, dass bei einem gemusterten Stoff, bei dem das Muster in eine Richtung zeigt, die Säume der Schnittteile auch in eine und die richtige Richtung zeigen. Sonst steht das Muster später auf dem Kopf! Das Gleiche gilt auch für Stoffe mit einem sogenannten „Strich„, wie zum Beispiel Cord, Fellimitat oder Samt. Streicht Ihr mit der Hand über diese Stoffe, dann merkt Ihr schon, was mit „Strich“ gemeint ist.

Stoff-Beispiele mit sogenanntem „Strich“

Schnittteile mit Einlage

Schnittteile, die komplett mit Einlage beklebt werden müssen, wie z.B. Hals-Belege, schneidet man am besten nach dem Grobschnitt/Feinschnitt-Prinzip zu. Das bedeutet, dass man ein Stück Stoff, welches ausreichend größer ist, als das Schnittteil (Grobschnitt), vorher mit Einlage beklebt und anschließend erst den Feinschnitt vornimmt. Das ist bedeutend einfacher und genauer, als alles einzeln zuzuschneiden und dann aufzubügeln.

Auflegen und Fixieren der Schnittteile

Die Schnittteile, die im Bruch zugeschnitten werden liegen, was den Fadenlauf betrifft, meist schon automatisch richtig, denn in der Regel ist die Bruchkante auch der Fadenlauf (wenn Webkante auf Webkante liegt). Die Teile, die nicht im Bruch zugeschnitten werden, müssen so ausgerichtet werden, dass der Fadenlauf parallel zur Webkante verläuft. Das gilt auch für Schnittteile, bei denen der Fadenlauf schräg eingezeichnet ist. Das kommt gelegentlich bei Röcken oder Kleidern vor, weil dann der Stoff einen weicheren Fall hat. Aber auch hier wird dann der Fadenlauf parallel zur Webkante ausgerichtet.

links: Fadenlauf = Bruch / rechts: schräger Fadenlauf
Schnittteil im schrägen Fadenlauf eingelegt (rechte oder/und linke Bildkante sind Webkante oder Stoffbruch)

Wie Ihr die Schnittteile auf dem Stoff fixiert, hängt von der Stoff-Art ab. Bei normalen Stoffen nutze ich Stecknadeln. Bei empfindlichen Stoffen oder Wachstuch verwende ich Clips oder Gewichte.

Fixieren des Schnittteils
fixiertes Schnittteil

Anzeichnen der Nahtzugaben

Ihr werdet feststellen, dass in den Schnittmustern von Kashai keine Nahtzugaben enthalten sind. Natürlich geht es vermeidlich schneller, wenn die Nahtzugaben schon bestehen, aber sie hängen auch immer von den Stoffen und den dazu passenden Sticharten ab, die Ihr verwendet. In den Anleitungen von Kashai sind aber selbstverständlich die nötigen Informationen über die Nahtzugaben enthalten. Nicht nur das, sondern Ihr findet diese Angaben bei Kashai sogar auch noch separat bei jedem einzelnen Arbeitsschritt. 

Wenn Ihr die Schnittteile nun ausgerichtet und fixiert habt, werden die Nahtzugaben mit Hilfe eines Handmaßes und einem Kreiderad oder mit Schneiderkreide angezeichnet. Bei geraden, längeren Linien mache ich mir mit dem Handmaß Markierungen in größeren Abständen und verbinde sie anschließend. Bei Rundungen mache ich mehrere kleinere Markierungen und zeichne die Rundung dann mit der Hand nach. Wer sich das noch nicht zutraut, der kann auch ein Kurvenlineal zur Hilfe nehmen.

Ausschneiden

Jetzt, wenn alle Nahtzugaben angezeichnet sind, solltet Ihr am besten noch einmal alles kontrollieren. Es ist besser, noch einmal ein paar Minuten für eine Kontrolle zu investieren, als später verschnittene Teile zu haben. Habt Ihr an alles gedacht? Dann kann es ja losgehen!

Vor dem Zuschneiden ist es ratsam noch einmal zu schauen, ob der Stoff richtig liegt und sich nicht noch der Stoff für das zweite Lieblingsstück darunter befindet. Das passiert häufiger, als man denkt, denn nicht jeder hat einen großen Zuschneide-Tisch zu Hause. Und denkt daran – je ordentlicher Ihr zuschneidet, desto besser wird das Endergebnis!

Markierungen

Punkte übertragen

Kommen wir zum letzten, aber nicht weniger wichtigen Arbeitsschritt – den Markierungen. Natürlich müssen auch die innen liegenden Markierungspunkte oder Linien auf den Stoff übertragen werden. Abnäher-Endpunkte zum Beispiel könnt Ihr mit einem doppelten Nähfaden, der mit Hilfe einer Handnähnadel durch beide Stofflagen gezogen wird, kennzeichnen. Hierbei werden die Enden auf beiden Seiten verknotet und wenn Ihr später beide Stofflagen auseinanderzieht und den Faden in der Mitte durchschneidet, dann befindet sich der Markierungspunkt beider Seiten automatisch auf gleicher Höhe.

Knipse als Markierung übertragen

Knipse (kleine Markierungen an den Nahtzugaben) werden einfach mit der Schere in die Nahtzugabe übertragen. Bitte achtet aber darauf, dass der Knips nie länger als die Hälfte der Nahtzugaben-Breite eingeschnitten werden darf. Bei stark fransenden Stoffen stecke ich lieber eine Stecknadel an diesen Punkt oder ziehe ebenso einen Faden hindurch.

Nählinien übertragen (2 Möglichkeiten)

1) mit Kopier-Papier

Wenn Ihr Nählinien benötigt, dann könnt Ihr sie mit Hilfe von Kopierpapier auf die andere Seite übertragen, indem Ihr das Papier unter den Stoff legt und mit dem Kopierrädchen über die Näh-Linie rollt.

2) mit einem Reih- oder Nähfaden

Es gibt aber auch noch die Möglichkeit mit einem Reihfaden und einer Nähnadel durch beide Stofflagen zu nähen und dabei größere Schlingen stehen zu lassen. Zieht Ihr die Stofflagen dann auseinander, könnt Ihr die Fäden durchschneiden und habt den Verlauf der Näh-Linie somit auf beiden Seiten.

So, nun habt Ihr schon viel geschafft und könnt Euch auf das Nähen freuen!

Liebe Grüße,

Eure Katja

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply